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Für Fans von Jeff Tweedy war der vergangenen November wie vorgezogenes Weihnachten: In kurzer Folge erschienen zunächst seine vorläufigen Memoiren „Let’s Go (So We Can Get Back): A Memoir of Recording and Discording with Wilco“ und darauf sein jüngstes Soloalbum „Warm“, auf dem sich der Wilco-Frontmann wieder von seiner schönsten Seite zeigte. „Jeff ist unser großer, ironischer, tröstender amerikanischer Poet“, schreibt der Schriftsteller George Saunders in seinen Liner Notes, „ich meine das ganz wörtlich: Wenn ich inmitten des Publikums stehe und ihn spielen sehe, fühle ich mich getröstet. Ich fühle mich bewegt, bestätigt, wertgeschätzt. Ich werde Teil einer starken akustischen Freundschaft.“ Das ist schön ausgedrückt und könnte genauso als Beschreibung für ein Wilco-Konzert verstanden werden. Seit Mitte der 90er Jahre spielt die Band aus Chicago nun zusammen, und jeder einzelne Auftritt ist eine Manifestation: Du bist in Ordnung. Du bist nicht alleine. Wir spielen für Dich, aber wir hören auch Dich singen. Klar haben Wilco Maßstäbe im Genre Americana gesetzt. Seit dem Debüt „A.M.“ aus dem Jahr 1995 gehört das Sextett zum außergewöhnlichsten, was aus den Vereinigten Staaten an Rock, Folk, Alternative Country, Americana und anverwandtem kommt. Die stilistische Vielfalt in der Musik ist exorbitant, zumal jedes Stück mit Präzision und Gefühl gleichzeitig gespielt wird. Das macht Wilco so einzigartig und dafür wurden sie verdient mit dem Grammy ausgezeichnet. Für ihre Musik lieben sie ihre Fans genauso, wie Musiker von Norah Jones bis The National sie bewundern. Die Zusammenarbeit mit Billy Bragg, die in den Alben „Mermaid Avenue“ Teil 1 bis 3 mündete und sich den Werken von Woody Guthrie widmete, war musikalisch wie archivarisch ein Meilenstein. Mit Sicherheit darf man sich auf das kommende Album wie Bolle freuen, für dessen Aufnahme sich die Band vor ein paar Tagen im Studio zusammengetan hat. Aber die wahre Wärme entsteht erst dann, wenn Wilco auf die Bühne kommen. Sechs fantastische Musiker, die nun schon 15 Jahre in fester Besetzung zusammenspielen und ihren Sound so tight präsentieren, dass das Wort Perfektion fast ein wenig zu tief gegriffen ist. Völlig entspannt, völlig in sich selbst ruhend und doch höchst konzentriert werden die Zuhörerinnen und Zuhörer durch einen wundervollen Abend getragen. Im September ist es dann auch bei uns wieder soweit, wenn Wilco auf Tour kommen.
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