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Bakar: The Future Sound of London
Junger Künstler reüssiert mit einzigartigem Genre-Mix
Debüt-Mixtape „Badkid“ im Mai erschienen
Exklusive Deutschland-Show am 28. April in Berlin
Dass die moderne Welt popkultureller Musik in eine Vielzahl von Genres unterteilt wird, sei nie die Idee der Künstler gewesen, sagt Bakar, ein junger MC, Sänger und Musiker aus London. „Das war von Anbeginn eine Idee der Industrie und der Journalisten, die Musik gerne ein Label geben. Und natürlich hilft diese Etikettierung anschließend bei der Popularisierung“, erklärt er weiter. So gesehen betreibt Bakar allerdings regelrechten kommerziellen Selbstmord in der schönsten Weise. Denn die insgesamt 18 kurzen Tracks seines ersten Mixtapes „Badkid“ verraten vor allem eines: Bakar lässt sich mit keinem der gängigen Genre-Begriffe annähernd treffend beschreiben. Aufgrund seiner drückenden Raps mag man ihn zunächst als einen bezugsoffenen HipHopper charakterisieren. Doch je weiter man sich in dieses sehr bunte Stück Musik einhört, umso mehr Referenzen an die Geschichte von Rockmusik, Indie, Electronic und selbst Psychedelica treten zu Tage. Wie gut das auch live funktioniert, lässt sich am 8. März im Rahmen seines ersten Deutschlandkonzertes in Berlin erleben.
Liest man die aktuellen Pop-Gazetten Englands, taucht ein Thema derzeit verstärkt auf: Die britische Musikszene scheint ihrer Analyse nach seit etwa einem Jahrzehnt zu stagnieren, neue Bands klingen exakt wie jene, die mit diesem Sound Anfang des Jahrtausends große Erfolge feierten. Die einzige echte Innovation, die man finde, sei Grime – und dies ist nun wiederum ein recht nischiges Subgenre, das außerhalb Englands bis heute auch nirgendwo so richtig eingeschlagen hätte. Es braucht also neue Wege, neue Denkansätze, einen größeren Blick auf die gesamte Historie des Pop – sowie den Mut, all das Gehörte zu absorbieren und in einen eigenen neuen Sound zu verwandeln.
Exakt dies hat der in Camden Town aufgewachsene Bakar getan. Durch seine Mutter wurde er als Kind früh für den US-R’n’B sensibilisiert, über seine Schulfreunde kamen viele weitere Lieblingskünstler und Genres hinzu. Zu seinen Favoriten zählen Musiker wie Bloc Party und Foals, J Dilla und Dipset, Future und Lily Allen. Nachdem er als ein notorischer Störenfried aus seiner Schule in London geworfen wurde, meldete die Mutter ihn in einem Internat an, fernab jeglicher Zivilisation. Er solle dort lernen, sich einmal auf das Wesentliche zu konzentrieren, sagte sie.
Was er auch tat, wenngleich sicher anders, als die Mutter das gedacht hatte. Neben der Schulzeit in dem Internat ganz auf sich gestellt, baute er sich ein kleines Studio in sein Zimmer und begann, eigene Songs und Tracks zu produzieren. Inspiration erhielt er dabei bald von allen Künstlern, die seinen Geschmack je bereichert und erweitert hatten. All dies verdichtete er nun auf gut 30 Minuten furios facettenreicher Musik auf seinem Debüt-Mixtape „Badkid“, das tatsächlich einen so noch nicht gehörten Genre-Mix präsentiert, der in seinen Tracks zu einem höchst heterogenen Amalgam verschmilzt.
Anders als die meisten jungen Künstler dieser Tage, verbreitete er seine Musik nicht über die sozialen Netzwerke (Gerüchten zufolge besitzt Bakar nicht einmal ein eigenes Handy), sondern verteilte sie ganz klassisch an Freunde, die die Musik wiederum weiterreichen sollten. Auf diesem Weg gelangte auch ein Mixtape an Elton John, der sich seither öffentlich als einer der größten Bakar-Fans zu erkennen gibt. Bakar selber hingegen nennt sein erstes Mixtape „nichts weiter als ein kleines Skizzenbuch“. Sein erstes offizielles Album, an dem er derzeit arbeitet, werde seine Musik noch einmal in einer ganz neuen, unerwartbar vielschichtigen Weise präsentieren.