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Labyrinth Open Air 2017
Rapper, Sportler, Box-Trainer – Kontra K ist all das in einer Person und er weiß: Für jede dieser Disziplinen braucht es unbändigen Willen, geistige Stärke und eine Menge Mut.
Eigenschaften, die Kontra K schon immer besessen hat: im Job und im Gym, aber vor allem auch am Mikrofon in der Untergrund-Rap-Szene Berlins. Von dort hat es Kontra K 2013 mit dem Album »12 Runden« auf Platz 8 der deutschen Charts geschafft. Kurz darauf unterschrieb er bei Four Music, wo er 2015 sein viertes Album »Aus dem Schatten ins Licht« veröffentlichte.
Das Majordebuẗ̈ landet auf Platz 2 in den Charts, seine Konzerte sind in kürzester Zeit ausverkauft, bei den Shows bekommt er Umarmungen und Schulterklopfer von Leuten, denen seine Musik durch schwere Zeiten geholfen hat. »Die Zeit nach dem Album habe ich wie einen Film erlebt«, erinnert sich Kontra K. »All diese Erlebnisse und Bilder sind einfach an mir vorbeigezogen.« Nicht nur deshalb kann er den Erfolg und die Anerkennung kaum genießen. Die Realität holt einen immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
»Der Erfolg ist eine schöne Sache, aber sie macht Leute, von denen du dachtest, dassdu ihnen vertrauen könntest, fremd. Immer mehr Menschen wollen ein Teil von dir unddeiner Seele. Egal wie stark du bist, frisst dich das mit der Zeit auf. Solange bis du niemandem mehr trauen kannst.« Hinzu kommt, dass Kontra Ks Vergangenheit ihn ständig einholt. Er kämpft immer wieder mit Ruc̈̈ckschl.gen, Stress und Schlafmangel. Und doch beginnt der Berliner in genau dieser Phase mit den Arbeiten an einem neuen Album. Zuerst schreibt er auf alte Instrumentals von früheren Songs, dann auf Beats von Abaz und Bazzazian. Danach geht es ins Studio, wo er die Songs mit dem Team ausarbeitet, das ihn schon bei »Aus dem Schatten ins Licht« unterstützt hat –gemeinsam mit Dirty Dasmo (u.a. Marteria, Kollegah, Die Orsons, 257ers) und MatthiasMania (u.a. Moby, Olly Murs) werden aus ersten Skizzen gut 30 Tracks und schließlich die 18 Songs für das Album »Labyrinth« sowie 7 weitere Tracks für die EP »Vollmond«. »Das Album klingt, als hätte ich es kurz vor meinem Tod geschrieben«, sagt Kontra K und grinst. Tod und Lachen, Sterben und Leben – das passt eigentlich nicht
zusammen. Aber aus genau dieser Ambivalenz speist sich das Album. »Labyrinth« nimmt den Hörer mit auf eine Reise in das Innerste von Kontra K. Mehr noch: Die 18 Songs sind ein Abbild des Irrgangs durch die Seele des 28-Jährigen. Verwinkelte Wege, unausweichliche Fallstricke – hinter jeder Ecken lauernde Gefahren, falsche Freunde und scheinbare Lichtblicke behindern dabei immer wieder die verzweifelte Suche nach der einen gottverdammten Tür, die man aufstößt, um all diese Irrungen und Wirrungen hinter sich zu lassen.
»Wenn man mit mir zu tun hat, dann kann man in dieses Labyrinth hineintreten und sich zurechtfinden oder eben auch verlieren. Das heißt: Man kann mich lieben oder hassen – das trifft auch auf mich selbst zu.« Kontra Ks neues Album erzählt von eben jenem Kampf mit sich selbst und seinen Mitmenschen, aber es erzählt auch vom Überleben in einer Welt, die in diesen Tagen beinahe täglich durch Schicksalsschläge erschüttert wird. Vielleicht ist das der Grund, warum die Songs trotz nüchterner Resignation und schizophrener Schwarzmalerei doch stets von Zukunft und Zuversicht erzählen. So wie die hymnische Single »An deiner Seite«, die als musikalischer Mutmacher in knapp drei Minuten alle Ängste und Sorgen mit Sätzen wie »Immer wenn du lachst,immer wenn du weinst, immer wenn du denkst, du bist ganz allein, bin ich an deinerSeite« hinfort fegt. Auch »Hoffnung« schenkt neuen Glauben – ganz ohne Kopf-hoch-Pathos, aber dafür mit Gänsehautrefrain, der nie dem gängigen Pop-Klischee entspricht, sondern einen berührt. Genau wie die liedgewordene Liebeserklärung »Sohn« für Kontra Ks Nachwuchs, deren Entschlossenheit und Emotionalität zu Tränen rührt.
Diese Songs voller Kraft und Optimismus sind die eine Seite von »Labyrinth«. Die andere sind Stücke, in denen Kontra K all seinem Ärger und seinen Ängsten Luft macht. In »Jetzt erst recht« trifft unanfechtbarer Hochgeschwindigkeits-Rap auf elektrisierendpulsierende Electro-Beats mit unverkennbarem Drum’n’Bass-Charakter und erinnert genau wie die Vergangenheitsbewältigung »Nie wieder« an alte Karriere-Zeiten. »Gut /Böse« mit Bonez MC von der 187 Straßenbande sowie Rico und Fatal aus Kontra Ks DePeKa-Crew und RAF Camora rechnet über düstere Dubstep-Bässe mit falschen Freunden ab, während »Kampfgeist 3« erneut pure Motivationsmusik ist. Prollige Trap-Musik oder kitschige Auto-Tune-Abfahrten sucht man auf »Labyrinth«vergebens. Stattdessen schafft das Album den Spagat zwischen Rap, Drum’n’Bass, Dubstep und Live-Elementen. »Vielleicht hätte man dieses Album nach ›Aus dem Schatten ins Licht‹ nicht erwartet, denn ich habe eher drei Schritte zurückgemacht, mich musikalisch aber vier Schritte nach vorne entwickelt. Die Songs klingen, wie Musik für mich klingen sollte. Musikalisch, aber auch textlich ist ›Labyrinth‹ zu hundert Prozent Ich. Ich mag die düsteren Facetten genau so wie die lichten Momente. Das Album zeigt die unterschiedlichen Aspekte meiner Persönlichkeit und somit ganz genau, wer ich eigentlich bin.«
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