BOYISH

Was als unscheinbare Begegnung am Berklee College of Music begann, ist heute ein leuchtendes Beispiel für queere, eigenwillige und kompromisslose IndieMusik: Boyish, das New Yorker Duo bestehend aus India Shore und Claire Altendahl, zählt längst zu den aufregendsten Stimmen der alternativen Poplandschaft. Was sie auszeichnet, ist nicht nur ihr Sound – irgendwo zwischen melancholischem Dream-Pop, Indie-Rock und introspektivem Bedroom-Pop –, sondern auch die stille Selbstverständlichkeit, mit der sie queere Narrative, emotionale Komplexität und musikalisches Handwerk vereinen. Seit der Gründung 2016 in Boston – ursprünglich noch unter dem schwer zu googelnden Namen The Blue – haben Boyish viel erreicht. 2021 erhielten sie den LGBTQ+ Emerging Artist Award. Ihr Katalog umfasst inzwischen 20 Millionen von Streams, gefeiert von Billboard, Rolling Stone, UPROXX und Complex. Songs wie „FUCK YOU HEATHER“ oder „Smithereens“ sind dabei mehr als Streaming-Erfolge: Sie sind emotionale Dokumente einer Generation, die sich selbst in Fragmenten findet – unsicher, sehnsüchtig, radikal ehrlich. Im Gespräch wirken India und Claire wie das Gegenteil von Popstars. Sie sprechen über Literatur, über „Spirited Away“ und über die Faszination für das nerdige Dasein. Musik sei für für beide „wie ein Tagebuch“, ein ständiges Festhalten flüchtiger Gedanken und Gefühle. Und tatsächlich klingen ihre EPs – zuletzt „My Friend Mica“ und „Little Demon Boy“ – wie intime Briefe aus dem Jetzt, geschrieben mit der Klarheit von Menschen, die gelernt haben, sich verletzlich zu zeigen. Boyish bleiben dabei stets kollaborativ: Mit Rachel Chinouriri entstand eine zarte Akustikversion von „Smithereens“, während der Track „Kill Your Pain“ mit Indie-Ikone King Princess ihr Gespür für Dramatik und Melodie auf ein neues Level hebt. Dass King Princess das Duo auf ihrer Europatour begleiteten, war mehr als nur ein Karriereschritt – es war eine Art Heimkehr zu den Bühnen, die sie in ihrer Vision schon lange bespielt hatten. Und der Blick nach vorn? 2025 erscheint ihr neues Album, gefolgt von einer umfangreichen Headline-Tour durch die USA, Großbritannien und Europa. I