Zwei Legenden als akustische Soulmates
Der Meisterschüler und sein Entdecker als kongeniales Folkduo
Intime Abende voller Songs, Jams und Persönlichkeit
Mit der Ankündigung, dass Dave Matthews und Tim Reynolds mit ihrem sonst fast ausschließlich den amerikanischen Hörern vorbehaltenen Akustik-Duo Dave & Tim eine Konzertreise nach Europa antreten, dürfte sich ein Traum für alle Fans authentischer und ungehemmt persönlicher Live-Musik erfüllen. Reynolds, sonst der Kopf des TR3 genannten Tim Reynolds Trios, begleitet den Weg und die Karriere von Dave Matthews seit dem ersten Tag: Er gilt als sein Entdecker und als derjenige, der Matthews von seinem überragenden Talent überzeugte. Seit diesen Anfangstagen in Charlottesville/Virginia verbindet die beiden Musiker eine enge Freundschaft, die sich auch in dauerhaften künstlerischen Kollaborationen ausdrückt. Neben gemeinsam kreierter Rockmusik im Rahmen ihrer jeweiligen Haupttätigkeiten verfolgen die beiden Musiker seit 1993 auch ihr rein intuitives und damit stets unvorhersehbar agierendes Duo Dave & Tim. Es ist für beide ein willkommener Ausgleich zu ihren konzeptionell höchst durchdachten Hauptbeschäftigungen, da sie mit dem Duo weder kommerzielle noch stilistische Vorgaben verbinden. Stattdessen existiert Dave & Tim ausnahmslos als Live-Konzept, wobei man bei ihren Konzerten immer mit Überraschungen rechnen darf: Von Folk über Rock, Jazz und Fusion bis hin zu ausgiebigen Spontan-Jams kann alles passieren. Zwischen dem 27. und 30. März kann sich auch der deutsche Fan im Rahmen von zwei exklusiven Shows in Köln und Berlin ein leider viel zu seltenes Bild von ihrer einzigartigen Musikalität machen.
Der vielschichtige Sänger und Gitarrist Dave Matthews verdankt seine stilistische Offenheit und den freigeistigen Umgang mit Songstrukturen seiner südafrikanischen Herkunft, die ihn bis zu seinen späten Teenager-Jahren prägte. Zwar hörte er auch amerikanische Pop- und Rocksongs, ließ sich aber von der stets offenen, Jamsession-orientierten Atmosphäre der Musik seines Heimatlandes inspirieren. Als er mit Anfang 20 nach Charlottesville/Virginia zog, vermischte er die musikalischen Qualitäten beider Regionen zu einem einzigartigen Stil zwischen radiofreundlichen Rocksongs, packenden Pop-Melodien, gefühlvollen Folk-Klängen sowie einem improvisatorischen Live-Ethos, der zu gleichen Teilen dem Fusion-Jazz und dem Progressive-Funk entlehnt war. Jedes Konzert der Dave Matthews Band stellt sich in einem individuellen Licht dar. Kaum ein Song, der nicht als Grundlage für ausgedehnte Jamsessions dient, auch dank einer außergewöhnlichen Besetzung aus (meist akustischen) Gitarren, Bass, Schlagzeug, Saxofon, Trompete und Geige. Dabei war es zu Beginn ein ganz bestimmter Musiker, der Matthews dazu ermunterte, seine Karriere bei IBM an den Nagel zu hängen und es als Profimusiker zu versuchen: Der ebenso viele Instrumente spielende und im Geiste einer konsequenten, improvisatorischen Freiheit arbeitende Tim Reynolds.
Jener schlug zwar Matthews‘ Bitte aus, in seiner Band mitspielen zu dürfen – doch als Freund und Mentor stand er Matthews dauerhaft zur Seite. So agiert Reynolds immer wieder als temporäres Mitglied der Dave Matthews Band, gemeinsam hoben sie über die Jahrzehnte zudem immer wieder neue Bands und Projekte aus der Taufe. Das darunter langlebigste ist ihr intuitives Duo Dave & Tim, für welches die beiden nur eine Bedingung formulierten: Jedes einzelne Konzert soll ihnen und dem Publikum grenzenlose Freude durch zahllose Überraschungsmomente bereiten, da selbst die beiden Akteure meist vorher nicht wissen, zu welchen Songs und Jams sie in den kommenden 90 Minuten getrieben und inspiriert werden. Konsequenterweise existieren von dem seit nunmehr 23 Jahren regelmäßig auftretenden Duo nur drei CDs mit Livemitschnitten von besonders gelungenen, überraschenden oder zügellosen Abenden. Alle Angebote von Plattenfirmen, doch einmal ein richtiges Studioalbum aufzunehmen, wurden und werden konsequent abgelehnt. Denn dieses Duo lebt gerade von seiner Impulsivität im Schulterschluss mit der herausragenden Qualität von zwei exzellenten Multiinstrumentalisten, wie die aktuelle Musikwelt nur wenige kennt.