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Deutsche Ingenieurskunst wird seit jeher weltweit geschätzt. Sie ist innovativ, technisch ausgefuchst bis ins kleinste Detail und macht das Leben schöner. Attribute, die auch voll und ganz auf die 1997 in Heidelberg gegründete Band DePhazz zutreffen. Die vom unermüdlichen Klangsammler und Sample-Architekten Pit Baumgartner ins Leben gerufenen „Godfathers of Lounge“ sind das verlässlichste und sympathischste deutsche Exportgut seit dem VW Käfer und die musikalisch charmanteste Erfindung seit der MP3 am Fraunhofer-Institut in Erlangen. Davon kann inzwischen die ganze Welt ein Lied singen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Die in die Gehörgänge kriechenden, die Gehirnaktivität stimulierenden und die Tanzbeine elektrisierenden Stücke von DePhazz kennt man in Wladiwostok ebenso wie in Anchorage, auf Ibiza genauso wie in Kathmandu, weil sich Songs wie „The Mambo Craze“, „Something Special“ oder „Cut the Jazz“ (inzwischen 3 Millionen mal auf Spotify abgespielt) dank kluger Barmänner, Kompilationen wie „Café del Mar“ oder als Film-Soundtracks schon viral wurden, als man diesen Begriff noch bloß mit Erkältungen in Verbindung brachte.
Über eine halbe Millionen Tonträger haben Baumgartner & Co. Verkauft – nicht mitgezählt die Schwarzmarktkopien, die DePhazz zur möglicherweise meistgebrannten Band Osteuropas machen – und bislang über 600 Konzerte überall auf dem Globus gegeben. Und hierin liegt wohl eines der Erfolgsrezepte, weshalb es DePhazz auch 20 Jahre nach der Lounge-Revolution noch gibt. Das Ganze war nie eines dieser DJ-Projekte, bei denen sich ein Produzent für die Konserve wechselnde und austauschbare Musikerinnen und Musiker ins Studio bestellt. DePhazz konnte und kann dank der vokalen Ausnahmeerscheinungen Pat Appleton und Karl Frierson sowie großartiger Solisten wie Posaunist Otto Engelhardt auch glänzend außerhalb klangisolierter Aufnahmekabinen auf der großen Bühne bestehen. Für ihre Shows ließ sich die Band (genau das ist DePhazz nämlich: eine Band) in der Vergangenheit immer wieder etwas einfallen – seien es surreale Videoinstallationen, die die Netzhaut angenehm kitzeln, gewitzte technische Gadgets oder sogar augenzwinkernd tanzende Go-Go-Girls.
„Das macht Spaß“, urteilte die Süddeutsche Zeitung. Und selbst die strenge FAZ lobte, dass die Band „das Beste populärer Liebesmusik der letzten fünfzig Jahre“ zusammenbringe: „Die Tragik des Blues, die Kühle des Jazz, die Freude des Swing, den Okkultismus und die Erotik afrikanischer und lateinamerikanischer Rhythmen, die Sentimentalität und die Ironie des guten alten Schlagers.“
Aber nicht nur in den Konzerthallen und auf den Festivalbühnen ist die Band, zu deren Stammbesetzung neben dem unschlagbaren Gesangsduo Appleton und Frierson seit zehn Jahren der Schlagzeuger Oli Rubow gehört, zu Hause. Auch im Rahmen eines intimen Jazzclubs macht die Formation eine prima Figur, wie das 2014 etablierte akustische Format „DePhazz Privat“ beweist und ihrem vollen Namen „Destination Phuture Jazz“ zur Ehre gereicht. Ausgeprägtes Stilbewusstsein, knochentrockene Grooves, tonnenweise Soul und eine tänzelnde Ironie – es sind diese offen gestanden ziemlich undeutschen Elemente, die DePhazz zum bekanntesten unbekannten Musikexport Made in Germany haben werden lassen. 2018 feiert die Band ihr zwanzigjähriges Bestehen mit einem neuen Album, das im Mai erscheint, und dem Anlass entsprechend euphorischen Konzerten für Kopf, Bauch und Seele. Gut, dass es DePhazz gibt. Denn nichts wird derzeit mehr benötigt als Haltung, Humor und gute Musik.
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