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Wenn James Veck-Gilodi über die Unterschiede zwischen All These Countless Nights, dem neuen Deaf Havana Album, und seinen Vorgängern nachdenkt, gibt es viele verschiedene Aspekte, die ihm in den Sinn kommen.
Da ist zum einen die Erweiterung im Sound der Band, der es ihr erlaubt, das umfassendste und ihre eigenen Grenzen überschreitende Album ihrer 11-jährigen Karriere abzuliefern. Außerdem ist da das runderneuerte Vertrauen in seine eigenen kreativen Fähigkeiten, durch die Veck-Gilodi sein selbst auferlegtes, strengen Regeln folgendes Songwriting ad acta legte und gegen eine völlig freie Herangehensweise ersetzte.
Aber den größten Unterschied stellt James selbst dar. Denn, genau wie sich frühere Deaf Havana Alben mit der Person beschäftigten, die er einmal war, dreht sich All These Countless Nights darum, wer er jetzt ist. Das Ergebnis ist das ehrlichste und emotionalste Deaf Havana Album bisher.
„Ich musste dringend realisieren, wer ich eigentlich bin,“ so der Sänger. „Ich versuche eine reale Person zu sein. Ich habe mich vorher nicht wirklich so gefühlt.“
Während des 2011er Albums Fools And Worthless Liars kämpfte Veck-Gilodi konstant mit seiner Rolle als Frontmann und fühlte sich oft fehl am Platz und während Old Souls (2013) befand er sich 99% der Zeit unter dem Einfluss von irgendeiner Droge, meistens war es Alkohol. Doch die Aufnahmen zu All These Countless Nights verliefen vollkommen anders – diese beschreibt er als ‚die klarste, positivste Erfahrung, die wir als Band je hatten’.
Und so wie Veck-Gilodi haben auch die übrigen Bandmitglieder – Multi-Instrumentalist Max Britton, Bassist Lee Wilson, Schlagzeuger Tom Ogden und Veck-Gilodis Bruder Matthew (Gitarre) – eine neue Lockerheit entdeckt und diese in die Entwicklung eines jeden Songs vom Demo bis hin zur fertigen Version transportiert.
Das großartige Album, das aus diesen energiegeladenen, fokussierten Aufnahmen entstanden ist, erscheint umso bemerkenswerter, da es vor gar nicht allzu langer Zeit noch so aussah, als würde die Band sich auflösen.
Bereits mit ihrem 2013er Album Old Souls gelang es Deaf Havana sich in der britischen Rock Elite zu etablieren. Das Album stieg in die Top 10 der britischen Albumcharts ein, bekam großartige Reviews für sein außergewöhnliches Songwriting und verhalf der Band zu größeren Auftritten. Allerdings brodelte es damals hinter den Kulissen gewaltig. Es gab finanzielle Probleme und die bandinterne Kommunikation litt so sehr, dass man sogar an Auflösung dachte.
“Ich war kurz davor alles hinzuschmeißen,” sagt Veck-Gilodi, “ich wollte einfach nicht mehr in der Band sein.”
Veck-Gilodi wollte eigentlich die Gagen der Auftritte beim Reading & Leeds Festival 2014 nutzen, um die Bandschulden zurückzuzahlen und dem Ganzen ein Ende zu setzen. Aber dann wurde ihm bewusst, wie viel Spaß die stetig wachsende Deaf Havana Fangemeinde und er selbst an dieser Band eigentlich haben. Und es folgte eine Phase intensiven Songwritings – “wahrscheinlich war ich nie so kreativ wie in dieser Phase,” sagt er – aber das, was dabei herauskam, waren keine ‘normalen’ Deaf Havana Songs.
Der Album Opener Ashes, Ashes ist nach Veck-Gilodi „nicht nur der erste Song des Albums, sondern auch irgendwie ein letzter Song, denn er schließt mit meinem alten Ich ab.“
Die erste Single Sing setzt auf die für Deaf Havana typischen Qualitäten – tolle Melodien, geistriche Lyrics und die Fähigkeit, eine emotionale Verbindung zum Publikum zu schaffen – und fußt dazu auf einem Monsterriff, das den Song zum härtesten macht, den Deaf Havana je geschrieben haben.
Die wunderschöne akustische Ballade Happiness ist laut Veck-Gelodi traurigste und ehrlichste Deaf Havana Song und behandelt das Thema Angst und wie diese zwischenmenschliche Beziehungen beeinträchtigt („es ist schwierig, mit mir zu leben“, lacht er.) Der brodelnde alternative Rocker Trigger setzt sich mit dem Thema Ehrlichkeit auseinander; Seattle ist eine Liebeserklärung an die ferne Heimat England, entstanden inmitten einer deprimierenden Winter Tour, und das grüblerische L.O.V.E. ist ein ironischer Wink an Mötley Crües The Dirt.
„Da habe ich erkannt, dass ich nicht dafür gemacht bin, Sänger in einer Rock n Roll Band zu sein“, lächelt er, „ich kann damit einfach nicht umgehen.“
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