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Musikhistorisch betrachtet, stammen die Gene der australischen Allround-Musikerin Hatchie aus zwei grundverschiedenen Zeitaltern und Klang-Galaxien: einerseits dem scharfkantigen, ultramächtigen und in Momenten brüllend lauten Shoegaze-Gitarrengemetzel aus dem Gitarren-Underground der 90er Jahre, aber zu gleichen Teilen auch aus den postmodernen Klangnebeln des zutraulichen Dream-Pop der Gegenwart, um den sich gerade die australische Indieszene in den letzten Jahren sehr verdient gemacht hat. Zwei Sub-Genres also, die auch auf den zweiten Blick zunächst wenig gemein haben – außer vielleicht einer grundsätzlichen Freude an verschickenden Klangteppichen. Doch in Hatchies zwangsläufig recht individuell klingender Symbiose aus diesen beiden ebenso eigensinnigen und vielseitigen Klang-Philosophien klingt nichts konstruiert, zu viel überdacht oder gezwungen. Im Gegenteil: Hatchies raumgreifende Musik verströmt eine fast transzendentale Selbstverständlichkeit, intuitiv stets das richtige zu tun. Nach einigen Singles erschien im Mai 2018 mit „Sugar & Spice“ ihre erste EP, deren Klang Fachgazetten wie Stereogum mit „einer kosmischen Vermählung“ verglichen. Am 21. Juni erscheint sodann unter dem Titel „Keepsake“ das lang erwartete, erste Album von Hatchie. Kurz vor der Veröffentlichung kommt die Künstlerin mit ihren Begleitmusikern für einige ausgewählte Shows nach Europa, eines davon auch in Deutschland – am 5. Juni in Berlin.
Du weißt, du hast als frischgebackene Solomusikerin mit langjähriger Banderfahrung scheinbar auf Anhieb etwas sehr richtig und gut gemacht, wenn…? Nun, es gibt viele vernünftige und berechtigte Möglichkeiten, diesen Satz zu beenden, und häufig finden sich in ihnen Zahlen in enormer Höhe: für Plattenverkäufe, Spotify-Streams, Konzertbesucher und vieles mehr. Die aus dem australischen Brisbane stammende Musikerin, Sängerin und Multiinstrumentalistin Hariette Pilbeam, die nach Jahren als munter groovender Bass in Indie-Rock-Bands wie Babaganouj oder den 2014 aufgelösten Go Violets nun seit Mitte 2017 unter dem Namen Hatchie ihr erstes Soloprojekt startete, erhielt ihr ganz eigenes Ende des Eingangssatzes – gleichwohl eines, das weitaus mehr sagt und ausdrückt, als es jede Zahl könnte. Denn Pilbeam wurde zwar erst 1993 geboren, ist seit frühester Kindheit aber dennoch ein glühender Fan vieler dunkel-eleganter 80er-Künstler zwischen Gothic, New Romantic und Dark-Pop, und allen voran die schottische Ambient-Post-Punk-Legende Cocteau Twins, aus Hatchies Sicht gewissermaßen die Essenz von allem – was man in Form zahlreicher Klangzitate auch in ihrer Musik wiederfindet.
Deren Gitarrist Robin Guthrie benötigte nun wiederum gerade einmal zwei von Hatchie veröffentlichte Songs, um im fernen Schottland nicht nur auf diese begabte Musikerin zu stoßen, die seinen Geist weiterträgt, sondern gleichsam davon dermaßen elektrisiert zu werden, dass er sich umgehend als Remixer für ihre zweite Single „Sure“ anbot (und womöglich nur den Auftakt darstellt für eine längerfristige Zusammenarbeit, gleichwohl Hatchies größtmöglicher musikalischer Traum). An jedem der fünf einzeln veröffentlichten Songs hat Hatchie jeweils mehrere Monate konsequent gearbeitet und feinjustiert, bis für sie auch die letzte Frequenz in der richtigen Schwingung saß. Eine Detailarbeit, die sich auch dem Laien sofort erschließt, denn ihr Sound, der sich seine ganz eigene Nische zwischen Mazzy Star, My Bloody Valentine, Siouxsie and The Banshees, Kate Bush, Wolf Alice, Chairlift und vielen anderen Space-Musikern geschaffen hat, überzeugt in seiner Tiefe und Dramaturgie auch ungeübte Ohren. Bei all dem minutiösen Perfektionieren ihrer Musik darf man entsprechend gespannt sein auf die unterschiedlichsten kaleidoskopischen Klangreisen der Songs ihres Debüt-Albums.