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Die Show muss aufgrund der aktuellen Umstände und Regulierungen abgesagt werden.
»Friends, it is with a broken heart to share with you today that we have to cancel my European tour for this December. This is absolutely not a call we wanted to make, but due to the current state of rising Covid cases, the decision is out of our hands as many of the venues have moved to close their doors until things stabilize again.
I know how much we all needed this and can promise that the day will come when we can stand together in a space of joy and celebration. Until then – do not give up. Please, encourage your friends and family members to take this virus more seriously. Get vaccinated, get tested, and protect each other. This is not a battle just a handful of us can take on alone – it requires us ALL to work together. I believe in us, and I believe in the power of community.
Tickets can be returned at point of purchase
I love you, and I will see you again soon.«
Nathan Gray
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Es reicht nicht mehr, nur noch mit sich selbst zu kämpfen. Auf seinem dritten Soloalbum klingt
Boysetsfire-Sänger Nathan Gray so politisch wie seit den allerersten Platten seiner Band nicht mehr
und erkennt dabei gleichzeitig, dass kein Protest ohne die Menschen dahinter auskommt. „Rebel
Songs“ verwandelt diese Erkenntnis in zwölf Tracks voller Wandelbarkeit, die nicht nur durch ihren
textlichen Charakter eine Aufbruchsstimmung verbreiten, sondern auch durch die Mitwirkung
zahlreicher Gäste ein Wir-Gefühl stärker denn je vermitteln – allen voran im Titeltrack, bei dem Tim
McIlrath von Rise Against mitwirkt. Gray flechtet zudem weitere spannende Kollaborateure auf einer
Platte ein, die immer wieder für den Sänger ungewöhnlich zackige Einflüsse von Ur-Punk-Heroen wie
The Clash oder Heartland-Rock im Stile von The Hold Steady aufkommen lässt und dabei gleichzeitig
viele neue Experimente ganz abseits jeglicher liebgewonnener Strukturen wagt.
Um die Vorgeschichte zu „Rebel Songs“ zu erzählen, muss man im Grunde einen Bogen über die
gesamte, mehrere Jahrzehnte umfassende Diskographie des Sängers schlagen. Als Boysetsfire in
den 90ern ihre ersten Songs veröffentlichen, verleiht Nathan Gray darauf seiner politischen Wut
Ausdruck und spricht in Interviews oft über linke Politik und Kommunismus. Mit der Zeit jedoch
wandelt sich das Bild. Die Songs des Sängers werden introspektiver und beschäftigen sich mit
inneren Kämpfen – auch auf seinen jüngsten Solo-Platten. „Es ist kein Geheimnis, dass ich schon
immer ein Mensch war, der sehr leidenschaftlich mit Politik war und wie sie die Welt beeinflusst“,
reflektiert Gray seinen eigenen Werdegang als Mensch und Musiker. „Aber es kam eine Zeit in
meinem Leben, an der es wichtig für mich war, zu stoppen und mich mit meinen eigenen Dämonen,
meinen Herzenskummer und meinem Wachstum zu beschäftigen. Diese Dinge waren erschlagend
und ich musste an ihnen arbeiten, um wieder in größeren Dimensionen denken und handeln zu
können. Als sich der Nebel ein wenig lichtete, war ich bereit für den nächsten Schritt. Ich wusste nur
noch nicht genau, worin der lag.“
Gray hat diesen Schritt schließlich in einer Platte gefunden, die den Sänger politisch wie lange nicht
mehr zeigt und gleichzeitig ganz persönliche Gefühle von Solidarität, Zusammenhalt und Reflektion in
die Gleichung miteinbezieht. „Rebel Songs“ ist daher ein Album, das sich wie ein Querschnitt durch
die gesamte Geschichte des Boysetsfire-Sängers zieht und auch einen Bogen zur aktuellen Weltlage
schlägt. „Als die Pandemie einschlug, wurde es auf einmal sehr offensichtlich, dass alles Politische
sehr persönlich ist“, meint Gray. „Wir alle erlebten dieses globale Ereignis gleichzeitig, aber auf sehr
unterschiedliche Art und Weise, oftmals separiert durch politische Neigungen. Es beeinflusste, wie
ernst Menschen das Virus nahmen, ob die Leute Masken trugen, ob Schulen geschlossen wurden
oder ob man finanzielle Unterstützung bekam, um sich von einem Jahr Arbeitslosigkeit zu erholen.
Die Pandemie zeigte, wie unglaublich unterversorgt bestimmte Gruppen sind – Frauen, People of
Color, die untere und die mittlere Schicht, Obdachlose, die LGBTQIA+-Menschen. Jeden Tag sahen
wir, wie sie in gefährlich verletzliche Situationen geführt wurden und es brach mein Herz, die Spaltung
der Menschen zu sehen.“
In den Songs des neuen Albums wird dieses Gefühl auch durch zahlreiche Kollaborationen
ausgedrückt, die den Sound von Nathan Gray teils grundlegend verändern. Erst jüngst hatte der
Sänger unter dem Titel „Nathan & Friends“ eine Reihe an Singles mit verschiedensten Bands und
Künstlern angezettelt, auf seinem neuen Album setzt sich dieser neue Hang zur Horizonterweiterung
nun fort. In der ersten Single und dem Titeltrack „Rebel Songs“ ist kein Geringerer als Tim McIlrath
von Rise Against zu hören, der dem aufstrebenden und einenden Melodic-Punksong mit seiner
markanten Stimme beiwohnt. In „Look Alive“ hat Gray mit Eugenius sogar einen Rapper dabei, der
sich erstaunlich natürlich in der vielfältigen Klanglandschaft des Albums anfühlt sowie sein Label-Mate
Matze Rossi im Song „Million“
Produziert wurde die Platte von Brian McTernan, der mit seinen Bands wie Battery und Be Well
Hardcore-Geschichte schrieb. Obendrein wurden für „Rebel Songs“ zwei Remixe aufgenommen, die
Grays Musik in bisher völlig unbekanntem Licht zeigen: Jaya The Cat haben aus besagtem „Look
Alive“ einen groovigen Dub-Song gezaubert und die Münchener Soft-Grunge-Künstlerin Elena Rud
hat „Grace“ ein großes Stück Orchestration und Melancholie verliehen.
„Rebel Songs“ kleidet all diese Experimente, Zusammenarbeiten und Neuansätze aber vor allem in
eine Platte, auf der Nathan Gray so sehr im Punk verwurzelt klingt wie selten und auf der der Sänger
nicht nur wie auf dem Cover stimmungsvoll die Faust hebt, sondern gleichzeitig die Arme für eine
bessere Welt öffnet. „Ich will daran erinnern, dass in uns allen noch Kampf steckt, und dass die
Menschen die Maschine antreiben können“, reflektiert Gray. „Gemeinschaft ist kraftvoller als alles
andere. Der Antrieb, diese Gemeinschaft besser zu machen, sollte es sein, worum es in Politik geht.“