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„Zweifellos die tiefgründigste Soul Music, die wir in den letzten Jahren gehört haben“, „Soul Music, die so sehr oldschool ist, dass sie glatt ein Auto mit Finnen am Heck fahren könnte“ oder „Jones dominiert mit seiner Stimme den Soul nach Belieben“ – das sind nur einige Zitate aus US-Medien, die die Begeisterung um den eigentlichen Saxofonisten Durand Jones und seine vierköpfige Begleitband beschreiben. Und tatsächlich entführt dieser unglaublich tighte Fünfer, der nicht nur auf der Bühne, sondern bislang auch im Studio stets live spielt, in die besten Momente zwischen Sam Cooke, Marvin Gaye und Curtis Mayfield. Seit einigen Jahren reißen sich die Clubs und Festivals weltweit um diese brillante Formation, die mit jeder Show unvergessliche Momente und kollektive Begeisterung erzeugt. Im September ist es endlich wieder so weit, dann kommen Durand Jones & The Indications im Rahmen einer Europatournee zu ihrem dritten Album „Private Space“ für drei Konzerte in Köln, Berlin und Hamburg nach Deutschland.
„Schon meine Großmutter hörte mich als Kind immer singen – und so steckte sie mich in den Kirchenchor. Eigentlich hatte ich am Singen gar kein Interesse, doch dann bestand der Kirchenorganist auf einen Solosong. Auch das wollte ich nicht, doch ich sang ihn. Und die Leute flippten förmlich aus, sie tanzten und sprangen herum. Das war der Moment, wo ich dachte: okay, vielleicht kann ich ja doch etwas daraus machen“, so erinnert sich Durand Jones aus dem beschaulichen Dörfchen Hillaryville in Louisiana an seine ersten Erfahrungen als Sänger. Doch trotz dieser Eindrücklichkeit seines ersten Gesangsvortrags blieb der hochbegabte Musiker zunächst seinem Lieblingsinstrument, dem Saxofon, treu und erlangte einen Abschluss an der Jacobs School of Music. Während seines Studiums lernte er die Blues- und Soul-Band Charlie Patton’s War kennen, die sich bereit erklärte, unter dem Namen The Indications als Durands Begleitband zu agieren.
Gemeinsam fanden sie obskure alte Singles von längst vergessenen Bands wie The Ethics, The Brothers of Soul oder The Icemen, die ihnen als Blaupause für den eigenen Sound dienten. Darin verschmelzen Sixties-Soul, Swing-artiges Crooning und Delta-Blues zu einem zeitlosen Amalgam, das eine besondere Qualität in den Mittelpunkt rückt: das Live-Spielen und Live-Klingen. What you hear is what you get in bester Stax- und Motown-Manier. Ein Übernachterfolg sollte sich für Durand Jones & The Indications jedoch nicht einstellen. Tatsächlich vergingen rund zwei Jahre zwischen der Veröffentlichung ihres selbstbetitelten Debütalbums und dem Moment, als dieser satt rollende Soul- und Funk-Zug plötzlich dies- und jenseits des Atlantiks zum Inbegriff des anhaltenden Retro-Soul-Booms avancierte.
Doch seit 2018 – und umso mehr mit Erscheinen des zweiten, noch deutlich erfolgreicheren Albums „American Love Call“ Anfang 2019 – spricht sich die Kunde dieser überwältigend intensiven Band immer mehr herum. Auch Europa wurde im Sommer 2018 im Sturm genommen – einem Sturm aus hitzigem Retro-Soul, wie man ihn seit den 60ern nicht mehr gehört hatte. Und mit dem in ihrem eigenen New Yorker Studio produzierten aktuellen Werk „Private Space“ hat die Band ihren Sound neu justiert: Nun tanzt sie sich mit ihrem Disco-Soul in die frühen 80er und bedient ideell die schwitzende Masse auf dem Dancefloor des legendären Studio 54. Man hört Referenzen an James Brown, Lee Fields oder Teddy Pendergrass ebenso wie eine dezente Verneigung vor dem jazzigen 90er-Jahre Hip-Hop von Pete Rock und DJ Premier. Was geblieben ist, ist dieser besondere, lässig elegante Groove, auf dem Duran Jones die gesamte Klaviatur seiner Stimme jederzeit voll entfalten kann.