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Wenn man wissen will, wie aus Lia Metcalfe die derart arschcoole Band-Leaderin der Mysterines geworden ist, erzählt sie gerne eine Geschichte. Als sie sieben Jahre alt war, nahm ihr Nick Cave den Luftballon weg und trampelte ihn grinsend vor ihren Augen kaputt. Sie hätte natürlich heulend weglaufen können. Stattdessen entschied sie sich aber dafür, genauso zu werden wie der große Mann, der kleinen Kindern Angst macht. Gute Entscheidung! Circa sechs Jahre später gründete sie ihre erste Band und begann aufzutreten. Eine große Hilfe waren ihre Eltern, die sie quasi auf Tour großzogen, denn ihr Vater war der Sänger der Band Sound of Guns. So lernt man eben schon sehr jung Nick Cave kennen und wächst mit Musik aus jedem Genre auf. Kein Wunder, dass die Einflüsse auf die Musik ihrer Band von den Arctic Monkeys über Queens of the Stone Age, The Strokes, Motown-Klassikern bis hin zu Bob Dylan reichen. Von Blondie und den Pretenders stammt die Idee von einer Gang mit einer Frau vorneweg, von Tom Waits das klangliche Voodoo und von Captain Beefheart und Allen Ginsberg der poetische und humorvolle Ansatz der Lyrics. Für diese außerordentliche Vielfalt ist die Musik von The Mysterines ganz schön klar und gerade.
Das Debütalbum „Reeling“, das im März erschienen ist, glänzt durch stilistische Vielfalt in allen Richtungen des Rock, vom Desert Blues „Life’s A Bitch“ (der keine Single werden konnte, weil so oft das Wörtchen B**** drin auftaucht) über Post-Grunge, hypnotische Chants bis hin zu leichtfüßigen Pop-Anhauchungen, ohne dabei auch nur ein bisschen zu zerfasern. Schon Metcalfes tiefe, bassige und charakteristische Stimme hält die Stücke zusammen. Dass beim Hören durchaus Erinnerungen an PJ Harvey wach werden, ist dabei kein Zufall, denn deren Produzentin Catherine Marks stand auch für The Mysterines hinter den Reglern. Mit „Reeling“ startet die erste große pandemische britische Band richtig durch. Metcalfe und ihre Band sind auf dem Weg zu etwas ganz Großen und kommen im September zu uns auf Tour, um genau das zu beweisen.
