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Es greift ein wenig zu kurz, Jazmin Bean nur über ihre Musik vorzustellen. Wobei schon die spektakulär geraten ist. Ihre aktuelle Single „Piggie“ ist zum Beispiel eine wilde Mischung aus Pop-Punk, Emo Vibes und Horrorcore. Was instrumentell fast fröhlich klingt, kommt mit Zeilen wie diesen daher: „Repulsed, just scraping for scraps / Son saying, „When I grow up, I’ll be like dad“ / Dribbling in your crap, a pig in true form / Your life’s fucking cold, young girls keep you warm.“ Im Chorus singen Jazmin Bean dann immer wieder: „Oh, silly piggie / Rollin‘ in your own shit again.“ Das ist schon im besten Sinne shocking. Wer aber das Video dazu sieht, weiß, was wir mit dem Einstiegssatz meinten: Im Video laden sie zu einer Horror-Revue, tanzen neben einem bissigen Fellmonster, schwingen Samurai-Schwerter und lassen das Kunstblut fließen. Jazmin Beans Pronomen sind übrigens im Englischen „they / them“ – deshalb sprechen wir in diesem Text im Plural von ihnen.
Jazmin Bean wurden im Februar 2003 geboren, leben in London und sind in den letzten Jahren erst zum Internet Fame und dann zur Musikkarriere gekommen. Seit sie 15 sind, machen sie Musik und wenn man dem Gründungsmythos glaubt, haben sie sich bei diesem ersten Auftritt während des Singens mit einer echten Hühnerleber über den Körper gerieben. 2019 veröffentlichten sie dann die ersten Singles. Während „War Zone Urchin“ noch Screamo-Parts mit Hyperpop-Elementen mischte, zeigte schon der Nachfolger „Pesticides“, dass sie auch reinen Pop können. Die erste Full-Length-EP „Worldwide Torture“ mit satten elf Tracks erschien dann im November 2020. Hier erweiterten sie ihr Stilgebräu noch um Emo-Elemente, Pop-Punk und Grunge-Verzweiflung. Ihr bisher größter Hit „Hello Kitty“ wiederum ist eine abgründige Liebeserklärung an die weltbekannte japanische Katzengestalt.
All diese Releases und die Videos dazu zeigten Jazmin Bean in den grellsten und dunkelsten Farben und Gestalten. Mal tragen sie eine Schweinsnase, mal wirken sie wie eine Horror-Version von „Alice im Wunderland“, mal erinnern sie an Anime-Charaktere, mal an „Chucky – Die Mörderpuppe“ mal scheint es, als wären sie die „Hello Kitty“-Katze und als solche einmal durch die neun Kreise der Hölle geschickt worden. Jazmin Bean, die familiäre Wurzeln in den Philippinen haben, wollten schon immer der Normalität entfliehen. Dem britischen NME Magazin sagten sie mal: „Schon seit ich jung war, wollte ich das. Was konnte ich also tun? Mich in DAS HIER verwandeln!“ Dieses „DAS HIER“ ist ein Look, der sich aus vielen Elementen speist: die Umkehrung der niedlichen „Hello Kitty“-Ästhetik, dem „Yami Kawaii“-Stil der japanischen Jugend, die damit den ebenfalls sehr niedlichen Kawaii-Style ins Abgründige zieht und Jazmin Beans Verehrung der Aswangs. Das sind furchteinflößende Ghuls in der philippinischen Mythologie – leichenfressende Wesen, die Vampiren nicht unähnlich sind.
Damit dürfte allen klar sein: Wenn Jazmin Bean am 21. September 2023 für eine Show nach Berlin in die Berghain Kantine kommen, wird man musikalisch und visuell Dinge erleben, die man so vielleicht noch nicht auf einer Bühne gehört und gesehen hat.