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Jazmin Bean bloß über die Musik vorzustellen, greift nicht nur zu kurz – es wäre auch nur der halbe Spaß. Denn Jazmin Bean ist weitaus mehr als bloß Sänger:in und Musiker:in. Bean selbst spricht über sich als „genderless monster“, definiert sich als non-binäre Person und mischt damit gleich schon mal die Leute auf, die über Jazmin Beans neueste Tour schreiben. Da sich die englischen Pronomen „they / them“ nicht so geil ins Deutsche übertragen lassen, wird hier immer von Jazmin Bean oder Bean die Rede sein. Aber auch die wilde Mischung aus Pop-Punk, Emo Vibes, Horrorcore und dem sogenannten „Yami Kawaii“-Style machen Jazmin Bean zu einer modernen Lichtgestalt – auf der Bühne und im Internet. Alleine bei TikTok folgen fast eine Million Menschen. In Beans Videos, die Einflüsse von „Chucky – Die Mörderpuppe“ bis „Hello Kitty“ verbinden, können schon mal Fellmonster pogen, Samurai-Schwerter klirren und Kunstblutfontänen spritzen.
Geboren wurde Jazmin Bean 2003 in London als Kind eines Rock-Gitarristen und einer Punk-Drummerin, die beide aus den Philippinen stammende Eltern haben. In den letzten Jahren kam dann zuerst der Internet Fame und dann die Musikkarriere. Seit dem 15. Lebensjahr, macht Jazmin Bean Musik und wenn man dem Gründungsmythos glaubt, hat sich Bean bei diesem ersten Auftritt während des Singens mit einer echten Hühnerleber über den Körper gerieben. 2019 veröffentlichte Bean die ersten Singles. Während „War Zone Urchin“ noch Screamo-Parts mit Hyperpop-Elementen mischte, zeigte schon der Nachfolger „Pesticides“, dass Bean auch reinen Pop kann. Die erste Full-Length-EP „Worldwide Torture“ mit satten elf Tracks erschien im November 2020 und enthielt Beans bis dato größten Hit: „Hello Kitty“ – eine abgründige Liebeserklärung an die weltbekannte japanische Katzengestalt. Dem britischen NME sagte Jazmin Bean einmal über den Sound und den Look, der Bean so einzigartig macht: „Schon seit ich jung war, wollte ich das. Was konnte ich also tun? Mich in DAS HIER verwandeln!“
In diesem Jahr erschien endlich Jazmin Beans Debütalbum „Traumatic Livelihood“ und löste alle Erwartungen ein, die sich über die lange Wartezeit angestaut hatten. Vierzehn Songs sind darauf, darunter bekannte Schocker wie „Piggy“ oder das bewegende, fast shoegazig-melodische „Terrified“. Aber auch Songs wie „Black Dress“, „Shit Show“ oder das fantastische Titelstück zeigen Bean als verletzliche:r, kämpferische:r Texter:in und starke:r Sänger:in. Das lange Warten hatte auch damit zu tun, dass Bean 2022 einen frühen Album-Entwurf, der wie ein „Schrei nach Hilfe“ klang, in die Tonne trat und erst einmal in Rehab ging, um eine aus Jugendtraumata entstandene Drogensucht abzuschütteln. Dem Magazin „DIY“ sagte Bean dazu: „Ich wollte einfach, dass sich mein Album ein wenig optimistisch anfühlt und nicht nur in meinem Schmerz versinkt. Ja, ich spreche über traurige Dinge, aber ich wollte deutlich machen, dass ich sie akzeptiere. Ich habe das Gefühl, dass eine Menge trauriger Musik die etwas toxische Botschaft transportiert: ‚Ich bin traurig und es wird nicht besser werden, ich will nicht, dass es besser wird‘. Genau das wollte ich nicht.“ Es ist Jazmin Bean geglückt.