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BRIGHTEN TOUR 2022
Jerry Cantrell zählt zu den profiliertesten und aufregendsten Gitarristen der modernen Rockmusik. Das Magazin Guitar World wählte ihn unter die „100 besten Gitarristen aller Zeiten“, 2016 verlieh ihm der britische Metal Hammer die sonst nur an ausgewählte Legenden wie Slash und Jimmy Page vergebene Ehrung „Riff Lord“. Mit seiner dem Grunge zuzurechnenden, aber ebenso mit Metal liebäugelnden Band Alice In Chains wurde er bislang elfmal für einen Grammy nominiert und konnte weltweit rund 30 Millionen Tonträger absetzen. Nach einer fast 20 Jahre währenden Pause als Solokünstler erschien im vergangenen Herbst sein drittes Album „Brighten“, das weithin als sein bislang stärkster Alleingang rezipiert wurde. Im Zuge dieser Veröffentlichung kommt Jerry Cantrell samt Begleitband auf Europatournee, in deren Rahmen er zwischen dem 25. Juni und 5. Juli auch drei Deutschlandkonzerte in Köln, Berlin und Hamburg spielen wird.
Eine der frühesten bekannten Anekdoten über Jerry Cantrell besagt, dass er im Alter von sechs Jahren in das Poesiealbum eines Freundes unter dem Stichpunkt „I want to become…“ den Begriff „Rockstar“ eintrug. Sicher, davon träumen viele Kinder, aber bei Cantrell sah es nicht gerade danach aus – seine problematischen Familienverhältnisse ließen nicht erwarten, dass aus ihm einer der wichtigsten Gitarristen seiner Generation werden könnte. Sein Vater war Vietnam-Veteran und dermaßen traumatisiert, dass er die Familie nach seiner Heimkehr verließ. Groß gezogen wurde Jerry Cantrell von seiner Mutter und Großmutter, die beide wiederum innerhalb eines Jahres an Krebs verstarben, als er noch ein Teenager war. Erst zwei Jahre zuvor, im Alter von 17 und damit reichlich spät, hatte er genug Geld zusammengespart, um sich seine erste E-Gitarre zu kaufen. Bis dahin hatte er lediglich auf der Akustik-Klampfe eines Freundes seiner Mutter gespielt, der sein Talent als erster entdeckte und ihn dazu animierte, wirklich alles auf die „Rockstar“-Karte zu setzen.
Es brauchte noch einige erfolglose Bands und Jahre voller erbärmlicher Nebenjobs, bis sein Kindheitstraum mit Alice In Chains Realität werden sollte: Im Zuge der großen Grunge-Explosion stieg die Gruppe Anfang der 90er-Jahre weltweit neben Nirvana, Soundgarden und Pearl Jam zur vierten großen Kraft des Grunge auf. Anders als bei den drei anderen Bands lag der Schwerpunkt von Alice In Chains nicht nur beim Alternative Rock, sondern in gleichem Maße im klassischen Metal. Damit fand die Band noch einmal eine ganz neue Hörerschaft für diese letzte große Revolution der Rockmusik und verlieh Alice In Chains eine bemerkenswerte Sonderrolle. Der Rest dieser legendären Formation ist Geschichte: Nach fünf atemberaubend erfolgreichen Jahren geriet die Band aufgrund der schweren Heroinsucht ihres kongenialen Sängers Layne Staley in eine Art Schockstarre; von 1996 bis 2002 war die Band dazu gezwungen, nahezu inaktiv zu sein, bis Staley letztlich an einer Überdosis verstarb. Erst ein Jahrzehnt nach ihrem letzten Konzert standen Alice In Chains 2006 wieder als Band auf einer Konzertbühne; anfangs mit wechselnden Leadsängern, ab 2007 mit dem neuen festen Frontmann William DuVall, mit dem die Band seither drei weitere Alben erfolgreich veröffentlichte.
Da Cantrell neben seinem Genius als Gitarrist auch stets der Hauptsongwriter und zweite Vokalist von Alice In Chains war und ist, begriff er sich selbst nie als Solokünstler. So beschrieb er seine ersten beiden Soloalben als „Zeitvertreib“ („Boggy Depot“ von 1998) und als „notwendiger Abschied von Layne“ („Degradation Trip“ von 2002). Von daher war es auch nicht verwunderlich, dass fast zwei Jahrzehnte vergehen sollten bis zu seinem nächsten, aktuellen Solowerk „Brighten“. Es sei, so Cantrell, der erste Alleingang, der nicht aus einer Notwendigkeit, sondern aus der puren Lust darauf entstanden ist – und zudem aufgrund von fertigen Songs, die in ihrem Stil nicht zu Alice In Chains passen. Kritiker bemerkten entsprechend, dass der typische Alice In Chains-Fan sicher Gefallen an „Brighten“ finden werde, dass er sich aber zugleich auf echte Überraschungen einstellen solle. Dies sieht man etwa daran, dass die Platte mit einem Cover des Elton John-Klassikers „Goodbye“ endet.