Der Vorhang hebt sich. Das Gemurmel im Saal verstummt, eine andächtige Stille macht sich breit. Jeder hier weiß, dass er etwas ganz Besonderem beiwohnt. Dass er sich in Gegenwart einer lebenden Legende befindet, einer Ikone, wie es sie nur noch wenige gibt. Die ersten Töne erklingen in den Schatten – und diese Geschichte schreibt sich von selbst weiter.
L’Âme Immortelle als wichtige Band zu bezeichnen, wäre nicht richtig. Es wäre sogar die Untertreibung des Jahrzehnts. Wenige Bands haben das geschafft, was sie geschafft haben, wenige haben der dunklen, elegischen Musikwelt einen ähnlich großen Dienst erwiesen. Ohne Wegbereiter wie sie hätte es Unheilig nie gegeben, ja, der Graf ging ebenso im Vorprogramm ebenjener Ikonen auf Tournee wie ASP.
Das ist einige Jährchen her. Und doch hat das Duo aus Sonja Kraushofer und Thomas Rainer nichts von seiner Magie, nichts von seiner unerreicht dramatischen Aura verloren. Nach Konzerten, Tourneen und Festivalauftritten auf der ganzen Welt, nach Alben und Singles an den Spitzen der Charts, Dauerrotation der aufwändigen und mystischen Videoclips bei MTV und VIVA brennen L’Âme Immortelle weiterhin auf höchster Flamme für ihre Musik, für ihre Fans, für die Bühne. Von Mexiko bis Russland schätzen das die Menschen, wer zu einem Konzert dieser Ausnahmeformation geht, der weiß, dass ein unvergleichlicher, ein unvergesslicher Abend bevorsteht.
Opulente Orchestration, geheimnisvolle Melodien, melancholische Atmosphäre, aufwühlende, tanzbare Beats und der an Dramatik nicht zu überbietende Wechselgesang von Kraushofer und Rainer lassen Zeit und Raum vergessen. Die „Schattenwelten Tour 2017“ ist abermals ein düsteres, wenn auch nicht hoffnungsloses Konzertspektakel irgendwo zwischen einer von Tim Burton dirigierten Gothic-Oper, einem gruseligem Anne-Rice-Musical und dem stramm marschierenden Klang einer neuen Industrial-Ära. Ein Spiel aus Licht und Schatten, ein kunstvolles und geheimnisvolles Musiktheater, das man in dieser Form noch nicht gesehen hat.
Wie immer bei dieser lebenden Legende, bieten die begleitenden Support-Acts auch diesmal weit mehr als ein dröges Vorprogramm. Die Ahoi-Pop-Originale Versus werden mit ihrem melodischen, cleveren Electro Pop begeistern, der Solokünstler Exfeind wird sich mit sexy Riffs, elektronischen Sounds und klaren Worten direkt in die Herzen der Besucher spielen, der Neuen Deutschen Härte mal so eben ein Facelifting verpassen und die Bühne für das fulminante Spektakel bereiten, was danach kommen wird.
Das Original zurück auf der Bühne – ein unverzichtbarer Anlass, ganz klar. Und zugleich der erste Vorbote einer neuen Ära: Dunkle Wolken zeichnen sich bereits am Horizont ab, Vorboten des neuen L’Âme Immortelle-Albums, das schon in naher Zukunft erscheinen wird. Ein gefühlvolles, aufwühlendes Opus über den Tod und das Sterben ist es geworden, eine Auseinandersetzung mit dem Abschied, der Trauer und dem, was auch immer nach dieser Welt kommen mag. Machen wir uns also bereit. Es kommt ein langer Schatten auf uns zu…